Auf dem Mitfahrerparkplatz am Bahnhaltepunkt Kreuz Konz arbeitet seit Mitte Dezember eine Baufirma mit schwerem Gerät. Der Landesbetrieb Mobilität (LBM) lässt an der Stelle eine Pumpstation abreißen und eine Mulde anlegen, in der das Oberflächenwasser versickern kann. Doch das ist nicht alles: Die Baufirma befestigt im Auftrag der Stadt Konz auch den neuen Standort für ein Stück Konzer Geschichte. Denn auf dem Parkplatz, am Stadteingang von der B 51 aus kommend, wird voraussichtlich im Mai, nach Abschluss der Arbeiten, eine 85 Jahre alte Dampfwalze der Firma Zettelmeyer aufgestellt.
Die Walze, die früher in der Konzer Bahnhofstraße stand, ist ein Symbol für die größte Firma in der Saar-Mosel-Stadt. Die Geschichte der Zettelmeyer Baumaschinen GmbH ist eng mit der Stadt und mit ihren Bewohnern verwoben. Tausende Konzer haben dort gearbeitet. Noch heute ist das schwedische Unternehmen Volvo, das Zettelmeyer in den 1990er Jahren zu 100 Prozent übernommen hat (siehe Info), der größte Arbeitgeber. Und Volvo hat auch dafür gesorgt, dass die 15 Tonnen schwere Walze, restauriert worden ist.
Info
Historie der Firma Zettelmeyer
Hubert Zettelmeyer (1866 bis 1930) gründet die Firma Zettelmeyer Baumaschinen GmbH 1897. Wenig später kauft die Firma Dampfwalzen einer englischen Firma für ihre Straßenbausparte. Wegen Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Ersatzteilen konstruiert Zettelmeyer ab 1909 eigene Dampfwalzen. Nach Hubert Zettelmeyers Tod 1930 übernimmt sein Sohn Peter (1900 bis 1981) das Geschäft. Er beginnt wenig später mit dem Bau von Traktoren, die der Firma wenig später mehr als 50 Prozent des Gesamtumsatzes einbringen. Nach dem Zweiten Weltkrieg baut das Unternehmen auch Radlader. Im Grunde drehte die Firma die Schlepper dazu um: Die kleinen Lenkräder waren hinten, die großen Räder waren vorne. Der Nachteil: Sie hatten bis 1971 keinen Allradantrieb. 1971 wird die Straßenbausparte an die Firma Strabag verkauft. Infolge finanzieller Schwierigkeiten konzentriert sich Zettelmeyer auf den Bau von Radladern. Die IBH-Holding erwirbt die Konzer Baumaschinenfirma 1975. Es folgen weitere Besitzerwechsel. 1991 übernimmt die Volvo-Holding 25 Prozent, 1994 gehören ihr 100 Prozent des Konzer Traditionsunternehmens. 1981 wurden laut der Konzer Chronik die neuen Produktionsstätten im Gewerbegebiet Granahöhe bezogen.
So sieht die restaurierte Dampfwalze aus, die zurzeit auf dem Gelände der Firma Volvo in Konz-Könen steht. Foto: TV/Volvo
Am Rand dieses Mitfahrerparkplatzes zwischen der B 51 und der Straße Luxemburger Damm in Konz wird die Walze künftig stehen. Foto: Dieter Soltau. Foto: Dieter Soltau
Volvo bietet an, die Maschine zu sanieren. Die schwere Maschine wird zum Lehrobjekt für Azubis. Eine Karosseriebau-Firma aus Konz unterstützt die werdenden Industriemechaniker bei der Restaurierung. Das war im Jahr 2015. Ein paar Monate später diskutiert der Konzer Stadtrat erstmals über den neuen Standort der Walze. Da ist schon längst klar, dass in der Bahnhofstraße nur Platz für eines der beiden Konzer Technikdenkmäler sein würde: Ein Schwertransport bringt die Konzer Lok, Baujahr 1936, nach ihrer Restaurierung durch die Dampflokfreunde an einem eiskalten Dezembermorgen im Jahr 2016 zu ihrem heutigen Standort in der Bahnhofstraße.
Wohin die Walze soll, ist zunächst unklar. Während die einen für den Pendler-Parkplatz argumentieren, befürworten andere den Saar-Mosel-Platz. Dort sei ja der zentrale Betriebsstandort von Zettelmeyer gewesen. Doch auch der Mitfahrerparkplatz liegt am Rand des früheren Werkgeländes. Außerdem wirke die Walze am Stadteingang an der Bundesstraße repräsentativer. Irgendwann fällt dann der Beschluss für den Parkplatz.
Doch zunächst bleibt die Walze aber nach ihrer Restaurierung im Jahr 2016 auf dem Volvo-Gelände im Gewerbegebiet Granahöhe (Wasserliesch/Konz-Könen) stehen. Michael Naunheim, Pressesprecher der VG-Verwaltung in Konz, erläutert den Grund: Die Verbandsgemeinde (VG) habe eine wasserrechtliche Genehmigung der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord einholen müssen, weil der Mitfahrerparkplatz in einem erweiterten Überflutungsgebiet liege. „Als die Aufstellung dann Anfang 2019 genehmigt wurde, wurde in Absprache mit dem LBM vereinbart, die anstehenden Arbeiten gemeinsam zu planen und durchführen zu lassen“, sagt Naunheim.
Da die Genehmigung erst Jahre nach der Standortdiskussion im Stadtrat erteilt wird, ist der Standort-Beschluss wohl bei einigen Konzer wieder in Vergessenheit geraten. Zumindest wird in der Stadt immer wieder darüber diskutiert, wo die Walze denn letztlich hinkomme. Erst Ende Januar diskutieren einige Nutzer unter einem Facebook-Beitrag in der Gruppe „Konz an Saar und Mosel“ darüber. Eines macht die Diskussion besonders deutlich: die Bedeutung der Walze und von Zettelmeyer für Konz. Die Walze trage mehr Konzer Geschichte in sich als die Lok, die aus der Oberpfalz nach Konz importiert worden sei und jetzt in der Bahnhofstraße stehe, schreibt ein Nutzer. Die Walze sei in der Saar-Mosel-Stadt „KONZipiert und gebaut“ worden. Sein Vater sei 1928 wegen einer Stelle bei Zettelmeyer nach Konz gekommen. „Fast in jeder Familie arbeitete einer beim Zettelmeyer oder auf der Bahn“, fährt er fort. Und damit trifft er den Nerv, warum beide Technikdenkmäler nach Konz gehören.
Quelle: Trierischer Volksfreund vom 04.02.2020