Trier Pfeiffersbrücke: Die neue Pfeiffersbrücke ist da

… Fundamente wurden gehievt.

Trier-Ehrang. Samstag, 23 Uhr. Auf der
Baustelle neben den Gleisen herrscht emsiges Treiben. In den vergangenen
Tagen haben Monteure die neue Pfeiffersbrücke hier zu einem fertigen
Ganzen zusammengeschraubt. Die Idee: die Brücke per Autokran auf ihren
neuen Platz zu heben. Doch das funktioniert plötzlich nicht mehr. “Ich
habe probehalber versucht, die Brücke anzuheben”, sagt Reinhard Kiebel
von der Firma Steil Kranarbeiten. Doch dann erwies sich die Konstruktion
(Gesamtgewicht: rund 80 Tonnen) als zu schwer zur vorschriftsmäßigen
Überwindung der 30-Meter-Distanz. Die Brücke muss leichter werden,
kürzere Seile müssen montiert und Elemente des Teleskoparms neu
eingestellt werden.
Während des Kran-Umbaus dirigiert Peter Heimes
von der Deutschen Bahn an der Brücke mit ruhiger Hand das Geschehen.
“Wir werden sechs Tonnen Material von der Brücke abbauen”, rechnet er;
“Das sollte reichen.” Routiniert schrauben elf Bahn-Monteure den für
Fußgänger bestimmten Seitensteg ab. Sie wissen: Das Zeitfenster ist eng
bemessen. Sonntag, 0.15 Uhr. Soeben hat der letzte planmäßige Zug die
Baustelle in Richtung Koblenz passiert. Bahn-Monteure schalten die
Oberleitung spannungsfrei und hängen Erdungsstangen ein. An der Brücke
wird immer noch intensiv geschraubt.
Von jenseits der Absperrungen
beobachten Dutzende von Zuschauern das geschäftige Treiben. Reinhard
Kiebel, der in dieser Nacht den Kran fährt, hebt die abgeschraubten
Teile ab und lagert sie vorsichtig an der Seite.
1.20 Uhr. Die
Arbeiten sind nun etwa eine Stunde im Verzug. “Wir haben jetzt sechs
Tonnen abgebaut”, berichtet Peter Heimes. Jetzt müsste eigentlich alles
funktionieren.” Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani , die mit
Amtsleiter Wolfgang van Bellen zur Baustelle gekommen ist, teilt den
Optimismus: “Gleich wird die Brücke einschweben.”

Mit viel Fingerspitzengefühl
  

Zehn Minuten später ist es so weit. Die letzten
Monteure räumen das Feld. Vorsichtig strafft Kiebel mit seinem Kran die
Seile und hebt die Brücke sanft an. Alles sieht gut aus. In rund zehn
Metern Höhe bugsiert Kiebel das 24 Meter lange und neun Meter breite
Bauwerk über alle Hindernisse dem Bestimmungsort entgegen.
Zentimetergenau schwebt die Brücke auf die neuen Fundamente nieder. Ein
gekonntes Manöver des Kranfahrers, der mit viel Fingerspitzengefühl
agiert.

2.40 Uhr. Die Brücke sitzt. Nun werden die vorher
abmontierten Teile wieder angebracht. Nach erfolgter Anbindung an die
Straße kommen bis zur Fertigstellung in einigen Wochen noch acht
Zentimeter Gussasphalt auf das Bodenblech. Wenn dann der Verkehr wieder
fließt, wird es keine Gewichtsbeschränkung mehr geben und auch die
Fahrbahn ist dann mit sechs Metern gegenüber früher eineinhalb Meter
breiter.
Doch das ist Zukunftsmusik. Jetzt ist Eile geboten.
Steil-Disponent Peter Frechen hat erfahren, dass ein außerplanmäßiger
Zug kommen wird: “Wir müssen unsere Arbeit kurzfristig einstellen.”
Metzgermeister Berti Adams scheint das geahnt zu haben. Unterstützt von
einem Mitarbeiter bringt er zur Freude und Überraschung der Arbeiter
mehrere Tüten mit Wurstwaren zur Baustelle. Denn er weiß: “Bei aller
Arbeit und Konzentration darf das leibliche Wohl nicht zu kurz kommen.”
Die
alte Brücke war seit Juni 2012 wegen Baufälligkeit gesperrt und vor
wenigen Wochen abgerissen worden. Vor ihrer Sperrung nutzten täglich
rund 8000 Fahrzeuge diese Strecke. Die neue Brücke kostet rund 700 000
Euro. Etwas mehr als die Hälfte zahlt das Land.


Quelle: Trierischer Volksfreund vom 18.08.2013

Autor: Rolf  Lorig